Demografischer Wandel: Bevölkerungsentwicklung

Altersaufbau der Bevölkerung im Ruhrgebiet am 31. Dezember 2000
Bevölkerungsentwicklung im Ruhrgebiet
Quelle: KVR 2003a, S. 27
Im Zuge der Industrialisierung hat sich das Ruhrgebiet von einer spärlich besiedelten, ländlich geprägten Region zum dichtest besiedelten Ballungsraum Deutschlands mit einer Bevölkerung von rund 5,2 Mio. (2007) entwickelt. Als dominanter Motor prägte hierbei der Industrialisierungsgang mit seiner wechselnden Dynamik des Arbeitskraftbedarfs in Bergbau und Stahlindustrie die Entwicklung.
Die Zahl der Einwohner des Ruhrgebietes stieg von 220.000 (1816/1818) auf 2,6 Mio. (1905) und weiter auf knapp 5,7 Mio. Einwohner (1967), in nur 150 Jahren also auf das 26-fache an. Das letzte Maximum wurde 1993 mit 5,4 Mio. Einw. erreicht. In den Hellweg-Städten Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund sowie in den Städten Oberhausen, Gelsenkirchen und Herne in der Emscherzone hat dieses extreme und städtebaulich nicht zu beherrschende Wachstum zu Dichtewerten von über 2000 Einw./qkm geführt. In Herne liegt der Wert sogar deutlich über 3000 Einw./qkm!
Bevölkerungsdichte im Ruhrgebiet 2006
Autorenteam, Daten des RVR 2007
Die Bevölkerungszahlen der Hellweg- und Emscherzone ließen bereits zwischen 1925 und 1940 deutliche Stagnationsanzeichen (nur um 3,3 % Gesamtzuwachs) erkennen (s. Thema "Entfaltung der Montanindustrie" in dieser Rubrik). Sie wurden dann 1950 - 1956 vom Aufbauboom der Nachkriegszeit (ca. 17 %) überdeckt, stagnierten aber bereits 1960 - 1964 wieder (1,7 %; Wiel 1970, S. 9). Viele Arbeitskräfte wanderten seit dieser Zeit mit ihren Familien aus dem Ruhrgebiet in die sich neu entwickelnden Industriestandorte u.a. im Süden Deutschlands.

Bis 1986 folgte ein allmählicher Abwärtstrend, der 1987 - 1993 nicht zuletzt vom Boom der deutschen Wiedervereinigung und vom Zusammenbruch der Ostblockstaaten erneut überformt wurde. Danach nahm die Bevölkerungszahl des Ruhrgebietes mit tendenziell größer werdenden Raten ab, ein Trend, der sich in die prognostizierte Zukunft bis 2015 fortsetzen und dramatisch verstärken wird.

Diese Zahlen legen eine Interpretation nahe, die die jüngeren Bevölkerungsverluste zumindest teilweise als "Normalisierungsprozess", d.h. als Korrektur von Boomphasen im Zuge exogener Ausnahme-Impulse erscheinen lassen.
Wanderungen in NRW (ohne den RVR) und im RVR seit 1980
Wanderungen in NRW (ohne den RVR) und im RVR seit 1980
Quelle: KVR 2002, S. 42; RVR-Datenbank
Der jüngere Bevölkerungsrückgang des Ruhrgebietes (z.B. 2007: -23.645 Einw.) setzt sich zusammen aus einem Sterbefallüberschuss (2007: -19.002 Einw.) und einem negativen Wanderungssaldo (2007: -4.643 Einw.). Mit der Ausnahme der Wanderungsüberschüsse der deutschen Wiedervereingung zwischen 1988 und 1995 kann die natürliche Bevölkerungsabnahme in aller Regel vom Einwanderungsüberschuss nicht kompensiert werden. Der im Ruhrgebiet bereits seit 1980 anhaltende Sterbefallüberschuss nimmt in den 1990er Jahren massiv zu. Das restliche NRW verzeichnet dagegen seit 1987 leichte Geburtenüberschüsse und Wanderungsgewinne.
Natürliche Bevölkerungsbewegungen in NRW (ohne den RVR) und im RVR seit 1980
Natürliche Bevölkerungsbewegungen in NRW (ohne den RVR) und im RVR seit 1980
Quelle: KVR 2002, S. 28; RVR-Datenbank