Fazit

Als Fazit kann festgehalten werden:

(1) Der Weg von der regionalisierten Industriegesellschaft zur globalen Wissensgesellschaft führt ? so der Mainstream der stadt- und regionalpolitischen Diskussion - über die Metropolregion als Katalysator.

(2) Wesentliche planungs-paradigmatische Voraussetzungen scheinen sich gegenwärtig (erstmalig) zusammenzufügen und der Metropole Ruhr bedingte Erfolgswahrscheinlichkeiten zu bieten. Bedingung ist die "Metropolitan Governance", in der sich u. a. die Akteure auf die gebotene Kooperations- und Kommunikationskultur einigen. Durch die Perspektive der von innen kommenden, "lernenden" Entwicklung bei einem neuen Selbstverständnis des Staates, das von einer "moderierenden" zur "aktivierenden Rolle" fortgeschritten ist, könnte die Erfolgswahrscheinlichkeit weiter gestärkt werden.

(3) Noch immer ist aber die Kooperation zwischen den ? je für sich zwar handlungsmächtigen, aber suboptimal agierenden ? Akteuren nicht gegeben, teils auch ausdrücklich nicht gewollt (z. B. Initiativkreis Ruhrgebiet, s. u.). Das gilt für die regionsinterne Kommunikation in der "Metropole Ruhr" ebenso wie für die Verhandlungen über eine "Metropole Rhein Ruhr" oder die "TripleMetropolis Rhein-Ruhr".

(4) Gefahren verbergen sich dort, wo die euphorische Fixierung auf Metropolen-Qualität bei gleichzeitiger Orientierung auf Wachstum, Urbanität und die "Lissabon - Strategie" jene Probleme aus den Augen verliert, die sich mit den ökonomischen Erfolgen der Metropolisierung verstärkt einstellen dürften: die Fragmentierung der Stadt, sozialräumliche Segregation bis Exklusion, wachsende Armut, zunehmender Verfall von Armutsinseln, fortgesetzte Probleme des Standort-Images. Die Rhetorik der "Verantwortungsgemeinschaft" musste unter schwierigen Rahmenbedingungen knapper Gestaltungsmittel und schwacher Governance-Strukturen in die Tat umgesetzt werden.

(5) Bedenklich und erstaunlich ist weiterhin, dass die ökologische Perspektive in der Post-IBA - Zeit mit der bedeutsamen Ausnahme des "Emscher-Landschaftsplan 2010" ein Schattendasein führt. Es wird sich zeigen, dass gute Argumente dafür sprechen, die erstrebte "andere Metropole", als eine auf Alleinstellungsmerkmale abstellende "Metropole Ruhr" nicht ohne die Baustein der Nachhaltigkeit in seiner ökologischen Ausprägung zu entwerfen. Hier setzen Projekte der "postindustriellen Stadtnatur" zwischen Wasserwelten, Biomasse und Industriewald an (Otto 2007). Auch das Projekt "Emscher-Zukunft / Neue Emscher" setzt die richtigen Signale (Emscher Genossenschaft o.J.).
(6) Es muss zudem überraschen, wenn in kaum einem Zukunftsmodell mehr als nur randlich auf die (bekannten) Folgen des "Demographischen Wandels" hingewiesen oder gar reagiert wird. Das Denken erscheint ritualisiert dem Wachstumsregime verhaftet zu sein. Wie aber kann man sich eine Metropole Ruhr unter Bedingungen rückläufiger Bevölkerung, Kaufkraft und Arbeitskraft vorstellen? Wie kann eine "Entwicklung ohne Wachstum" bzw. im "Schrumpfungsregime", wie ein Diskurs um übergeordnete Metropolkonstrukte aussehen?

(7) Globalisierung und Neo-Liberalisierung finden ihre entwicklungspolitische Leitfigur im Lissabon ? Programm und in der Metropolisierung. Die damit verbundenen Gefährdungspotenziale treffen in ganz besonderem Ausmaß die "andere" Metropole Ruhr, sie werden massiv die bekannten (und neuen) sozialen Verlierer und Problemquartiere treffen. Der Weg zur Metropole Ruhr müsste daher mit deutlich massiverer Flankierung durch die öffentliche Hand begleitet werden.