Vom Ruhrgebiet zur Metropole Ruhr - Einführung und Überblick

Die eingeleitete (noch virtuelle) Transformation des "Ruhrgebietes" zur "Metropole Ruhr" hat vier Wurzeln: Einerseits wird mit dem Begriff "Ruhrgebiet" eine längst schon nicht mehr existierende Realität der (alt-) industrialisierten Montanregion bezeichnet, die noch immer im Außenimage lebt und als wesentlicher, weicher Negativfaktor des Standortraumes "Ruhr" gelten muss. Andererseits ist hier mit der Dachmarke "Metropole Ruhr" eine regional weitgehend akzeptierte, auch im Ausland kommunizierbare Regionsbezeichnung gefunden worden, die aus der Sprachverwirrung zwischen Ruhrgebiet, Ruhrrevier, Ruhrstadt, Städteregion Ruhr und Städtebund Ruhr hervorgegangen ist.
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Quelle: RVR
Die Wortwahl "Metropole Ruhr" ist nicht zufällig. Sie entspringt einem jungen, aber seit Mitte der 1990er Jahre intensiv geführten Diskurs um eine neue, zunächst stadt- und regionalwissenschaftliche, sehr bald aber auch von der Politik übernommene Denkfigur der "Metropolen" und "Metropolregionen" (vgl. "Metropolen und Metropolregionen"). Derartige Konstrukte sind in aller Regel Reflexe auf geänderte Problemlagen und Herausforderungen. Sie unterliegen aus europäischer Perspektive bestimmten Zielsetzungen und Wertungen (vgl. "Metropolen in Europa"), die sich modifiziert in der deutschen Raumordnungspolitik niederschlagen. Für eine Metropole Ruhr sind Abweichungen allein schon wegen des polyzentrischen Siedlungssystems erforderlich (vgl. "Europäische Metropolen in Deutschland").

In diesen doppelten Kontext europäischer und deutscher Konkurrenzregionen muss sich eine Konstruktion "Metropole Ruhr" bewähren, zumal hier nochmals besondere Rahmenbedingungen gegeben sind (vgl. Problemkontext der "Metropole Ruhr"). Auch wenn zu Recht betont wird, dass es sich dabei um eine "andere Metropole" handeln soll (und muss), so können die Maßstäbe der neuen "Konkurrenz zwischen den Regionen" in den Entwürfen zur Metropole Ruhr nicht losgelöst von den deutschen und europäischen Wettbewerbern gesehen werden.

Zwischen den Erfordernissen einer Metropolenkonstruktion, die sich "nach außen", auf interregionale globale/europäische oder deutsche Wettbewerbsfähigkeit orientiert und einer, die sich "nach innen", auf territoriale Ziele der interkommunalen Kooperation, Selbstorganisation und Selbstfindung, auf Identifikation und Zusammenhalt richtet, operiert das Ruhrgebiet in einer Art "Spagat" der Regionsbildung. Die vorgelegten Entwürfe und Konzepte zur zukünftigen Ausgestaltung der Metropole Ruhr spiegeln dieses Spannungsfeld wider, ohne allerdings eine gemeinsame Basis zu besitzen bzw. auch nur zu suchen.

Ob eine Metropole Rhein-Ruhr (vgl. "Die Metropolregion Rhein-Ruhr") diesen Spagat besser wird bewältigen können, bleibt eine offene Frage: Nach "außen", als "Gobal Player", hat dieses Metropolenkonstrukt zweifellos sehr große Vorteile, denn in dieser Konstruktion nimmt die Metropolregion funktional deutsche Spitzenpositionen ein. Richtet sich der Blick aber nach innen, werden sich die Probleme der territorialen Regionsbildung nicht nur nicht lösen, sondern vervielfachen.