Die Geologie und Oberflächengestalt des Ruhrgebietes

Das Ruhrgebiet ist Teil des europäischen Steinkohlengürtels, der vom südlichen Polen (Katowice) über Belgien, Nordfrankreich und Wales (Cardiff) bis nach Mittelengland (Leeds/Sheffield/Nottingham/Birmingham) reicht und Ausgangspunkt für große, heute altindustrialisierte Montanreviere war.

Die kohleführenden Schichten sind im Karbon entstanden und streichen am nördlichen Rand des Rheinischen Schiefergebirges aus. Das Ruhrtal hat sich hier über 100 m tief in dieses durch Auffaltungen und anschließenden langen Abtragungsprozessen geschaffene Mittelgebirge hinein erodiert.

Nach Norden senken sich die flözführenden Schichten immer tiefer unter die Erdoberfläche. Die sich damit wandelnden Druck- und Hitzeverhältnisse haben entscheidenden Einfluss auf die Qualitäts- und Nutzungsvarianten der Kohle. Nordwärts war in immer größerer Tiefe immer wertvollere Kohle zu erschließen, die zunehmende Mächtigkeit der Deckschichten konnte aber erst durch die sich nach und nach entwickelnden Technologien bewältigt werden.

Der Erschließungsprozess der Kohle lenkte und lenkt teilweise auch heute noch den Entwicklungsgang des Ruhrgebietes: Nicht nur die von Stahl und Kohlechemie getragenen Entwicklungsbooms mussten auf ihre spezifische Kohlequalität warten, auch die Wirtschafts-, Siedlungs-, Bevölkerungs- und Verkehrsstrukturen wandelten sich mit der "Nordwärts-Wanderung" der Steinkohle grundlegend.

Naturräumliche Gliederung

Das Ruhrgebiet liegt eingebettet zwischen drei großen Naturräumen:
  • Rheinisches Schiefergebirge im Süden und Südosten
  • Westfälische Bucht im Norden und Nordosten
  • Niederrheinische Tiefebene/Niederrheinische Bucht im Westen
Naturräumliche Gliederung
Die naturräumliche Gliederung des Ruhrgebietes
Quelle: RVR 2005, S. 9
Die Region zeichnet sich durch vielgestaltige Landschaftselemente aus, die allerdings sowohl in der Oberflächengestalt als auch im kohleführenden Untergrund eine Gemeinsamkeit aufweisen: Das ganze Ruhrgebiet ist beinahe vollständig mit einem System von Sätteln und Mulden über- und durchzogen, die aus west-süd-westlicher in ost-nord-östlicher Richtung verlaufen und mit dieser Ausrichtung den zonalen Aufbau der Region, ihre verkehrliche und siedlungsspezifische Struktur sowie nicht zuletzt auch das Gewässersystem prägen.

Südlich erstreckt sich die Region bis ins Bergische und Märkische Land. Im Grenzbereich zu diesen Regionanen treten die südlichen Ausläufer des Steinkohlengebirges zu Tage. Östlich reicht das Ruhrgebiet bis zu den Lössflächen der Hellwegbörde und geht jenseits der Lippeniederung in die Münsterländische Bucht über. Diese Naturräume waren es, die die frühe wirtschaftliche Nutzung und Verkehrserschließung geprägt und somit auch den Besiedlungsgang in der Zeit vor der Montanindustrie maßgeblich beeinflusst haben.

Die nördlich angrenzenden Kreideschichten, Sande und Mergel überlagern die kohleführenden Schichten und leiten in das Münsterland über. Zwischen der östlich anschließenden Westfälischen Bucht, einem mit Sedimenten aus den Eiszeiten überdeckten Kreidebecken und dem Rheinischen Schiefergebirge erstreckt sich die Hellwegbörde. Ihren Namen verdankt sie dem mittelalterlichen Handelsweg am Nordrand des Mittelgebirges. Auf den fruchtbaren Lössböden wurde schon früh Ackerbau betrieben, später konnte hier Kohle aus geringer Tiefe gefördert werden. Die Hellwegzone grenzt im Norden an die Emscherniederung.

Das Emschertal wurde während der letzten Eiszeit durch die Schmelzwässer ausgewaschen. Wegen des geringen Gefälles und des wasserstauenden Untergrundes entstanden hier feuchte Bruchwälder und weiträumige Überschwemmungsgebiete.

Auch die Lippe schuf durch ihre zahlreichen Flussmäander Auen in den eiszeitlichen Sanden. Hier entstanden im Laufe der Zeit Flussterrassen, die sich über die Auen erheben und die der Landwirtschaft bis heute gute Vorraussetzungen bieten (RVR 2005, S. 8f).

Im Westen formten Rhein und Eiszeit das Relief der niederrheinischen Ebene. Den Übergang vom Westenhellweg und Emscherland bilden im Norden die Niederrheinischen Sandplatten und im Süden die Niederbergischen Sandterrassen. Die ausgedehnten Waldgebiete auf diesen Platten im Städtedreieck Duisburg, Mülheim a. d. Ruhr und Düsseldorf stellen ein beliebtes Naherholungsgebiet dar.

Westlich dieser Sandgebiete liegt die bis zu 25 km breite Rheinebene. Da die Rheinauen gelegentlich überflutet werden, boten sie keine Basis für industrielle Ansiedlungen, wohingegen die hochwasserfreien Niederterrassen Standort der Schwerindustrie wurden.
Oberflächengestalt
Die Oberflächengestalt des Ruhrgebietes
Quelle: Kersting/Ponthöfer 1990, S. 17