Vertiefung: Regionalisierte Strukturpolitik NRW

Neu ist nicht nur die inhaltliche und organisatorische Ausrichtung. Als Gegenreaktion zur allumfassenden Staatsplanung der früheren Epoche legte die Landesregierung - Initiatorin der IBA - Ende der 1980er Jahre parallel dazu ein weiteres Experimentalmodell, die "Zukunftsinitiative Montan" (ZIM) - später: "Zukunftsinitiative Nordrhein-Westfalen" (ZIN) - auf, die "Regionalen Entwicklungskonferenzen".

Den Perspektivenschwenk zur politischen Deregulierung und Dezentralisierung lag die Einsicht zu Grunde, dass die komplexer werdenden Herausforderungen an die Steuerungs- und Erneuerungskapazität nicht mehr technokratisch "von oben" würden bewältigt werden können, sondern eine Verlagerung "nach unten" zum lokal / regionalen Sachverstand forderten. Kleinere regionale Einheiten, oft aus drei Kommunen bestehend (z. B. MEO: Mülheim, Essen, Oberhausen), hatten sich zu so genannten Regionalkonferenzen zu organisieren mit der Aufgabe, nach vorgegebenen Leitlinien regionale Entwicklungskonzepte zu erstellen (REK). Dabei war in der Regel der Zuschnitt der Industrie- und Handelskammerbezirke maßgeblich. Die ursprüngliche Absicht, die kooperationsbereiten Kommunen mögen sich selbst zusammenfinden, hat sich nicht bewährt.

Das Prinzip der regionalisierten Strukturpolitik setzte auf regionale Erneuerung und Innovation durch dezentrale, neue und vernetzte Akteursgruppen. In der IBA erfolgreich, hat sich im Modus des "goldenen Zügels", d.h. in der interkommunalen, "zwangsweise" kooperierenden Variante der REK kaum bewährt: Die Kooperation kleiner kommunaler Gruppierungen erwies sich als wenig innovativ, teils kontraproduktiv, wenn vorhandene "Schubladenprojekte" häufig dort herhalten mussten, wo die Kreativität sich aus Kommunikation und Aushandlung zwischen den kommunalen Spitzenakteuren nicht einstellen wollte.