Vertiefung: Die fünf Leitthemen der IBA Emscher Park

Landschaftspark Duisburg-Nord
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Das Leitprojekt Emscher Landschaftspark (1) hatte sich zum Ziel gesetzt, einen ost-westverlaufenden Grünzug durch das gesamte nördliche Ruhrgebiet zu schaffen. Diese "grüne Achse" verbindet dabei die bereits bestehenden regionalen Grünzüge (vgl. im Folgenden: BMVBS des Landes NRW 1995). Zur Erstreckung des IBA-Planungsraumes lesen Sie bitte im Thema "Freiraum und Grünflächen". Damit gewinnt diese Parkkonzeption an europäischer Tragweite, da für viele industrielle Ballungsräume Europas dem Erhalt freier Flächen als Erholungsraum immer mehr Bedeutung zukommt.
Landschaftspark Duisburg-Nord
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Der in sich heterogene Emscherraum breitet sich auf einer Fläche von ca. 800 km² aus, wovon etwa 300 km² nicht besiedelt sind. Dem Siedlungsraum zugerechnet werden aber auch die technische Infrastruktur sowie das Abwassersystem der Emscher.
Ein Leitplan mit entsprechenden Rahmenplänen hat Mitte der 1990er Jahre das Vorhaben "Emscher Landschaftspark" konkretisiert. Darüber hinaus wurden finanzielle Mittel aus dem "Ökologieprogramm Emscher Lippe" (ÖPEL) des Landes Nordrhein Westfalen bereitgestellt.
Emscher-Flusslandschaft
Quelle: RVR-Fotoarchiv
In Kooperation zwischen der IBA Emscher Park und der Emschergenossenschaft wurde der ökologische Umbau des Emschersystems (2) in die Wege geleitet (vgl. im Folgenden: Ministerium für Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW 1995).
Die Emscher lässt sich als ein offen geführtes Abwassersystem von 340 Kilometern Länge mit 700 Kilometern Einzäunung an beiden Seiten charakterisieren. Dem Umbau des Emschersystems liegen drei Konzpte zugrunde:
• Um- bzw. Neubau von 4 Kläranlagen
• Trennung von Abwasser und sauberem Wasser in den Emscher-Zuläufen
• Versickerung des Regenwassers.
Jahrhunderthalle Bochum
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Mit dem Leitprojekt Arbeiten im Park (3) definiert die IBA die Entstehung hochwertiger Gewerbe-, Dienstleistungs- und Wissenschaftsparks als Reaktivierungsmaßnahme alter (vielfach innerstädtischer) Industriebrachen nach fest vorgegebenen Gesichtspunkten (vgl. im Folgenden: Ministerium für Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW 1995; vgl. Thema "Stadtentwicklung"). Eine wichtige Rolle spielt dabei die Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfalen GmbH (LEG NRW ), welche die Hauptträgerschaft für dieses Leitthema der IBA übernommen hat.
Nordsternpark Gelsenkirchen
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Als determinierender Bestandteil der Konzeption gilt eine hochwertige Gestaltung der (Kultur-)Landschaft: Die Flächen sollen mit städtebaulichen sowie landschaftlichen Qualitäten ausgestattet, die Attraktivität auf diese Weise gesteigert werden. Mit diesem Angebot an weichen Standortfaktoren möchte man u.a. auch private Investoren gewinnen.
Das obere Foto zeigt die Jahrhunderthalle in Bochum, die das Aushängeschild des geplanten Dienstleistungsparks Innenstadt-West (vgl. Thema "Stadtentwicklung") darstellt. Das rechte Bild vermittelt einen Eindruck vom Nordsternpark in Gelsenkirchen, in dem 1997 die Bundesgartenschau stattgefunden hat.
Siedlung Margarethenhöhe in Essen
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Nach dem Vorbild der traditionellen Gartenstadt sollen im Rahmen des Leitbildes "Neue Wohnungen und Siedlungen" (4) auf ehemaligen Industriebrachen die gestalterischen Prinzipien übertragen und mit dem qualitativ hochwertigen Städtebau verknüpft werden (vgl. im Folgenden: Ministerium für Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW 1995; vgl. Thema "Wohnen und Bauen").
Darüber hinaus ist es ein Anliegen der IBA, den in der Emscherregion architektonisch anspruchsvollen ehemaligen Arbeitersiedlungen einen hohen Wohnwert zu verleihen bzw. ihn beizubehalten sowie das soziale Milieu zu stabilisieren.
Siedlung Seseke-Aue
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Als Musterbeispiel lässt sich die Gartenstadtsiedlung Seseke-Aue in Kamen heranziehen, die sich durch den Einsatz ökologisch verträglicher Baustoffe, einer ansprechenden städtebaulichen Qualität, durch energiesparendes Bauen und durch die zukunftsweisende Verwendung von Regenwasser auszeichnet.
Dabei sind die größtenteils komplex angelegten Projekte in eine integrierte Stadtentwicklung eingebettet. Charakteristisch für die neu gestaltete Siedlung ist zum Beispiel die räumliche Nähe zum Technologiezentrum und zu erschlossenen Gewerbeflächen. Das kommt der Zielvorstellung von Wohnen und Arbeiten im Park sehr nahe.
Landschaftspark Duisburg-Nord bei Nacht
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Industriedenkmalpflege und Industriekultur (5) decken den Aufgabenbereich zum Schutz, Erhalt und zur Neunutzung industriegeschichtlicher Bausubstanz ab (vgl. im Folgenden: Ministerium für Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW 1995).
Blick vom Gasometer Oberhausen auf Rhein-Herne-Kanal, Emscher und Emscherschnellweg (A42)
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Zudem stellt sich bei der Umgestaltung von Industriebrachen die Frage nach neuen Verwendungszwecken alter vorhandener Gebäude und Anlagen wie beispielsweise Eisenbahnanlagen, Gasometer, Kohlewäschen, Elektrozentralen, Kraftwerke oder Fördertürme. Hier hat die IBA eine Fülle innovativer Projekte wie den Landschaftspark Duisburg-Nord oder den Gasometer Oberhausen realisiert (vgl. Thema "Industriekultur").
Blick auf die neue Haltestelle mit der wieder eingeführten Straßenbahn im CentrO (Oberhausen)
Quelle: RVR-Fotoarchiv
Eine Schwierigkeit liegt dabei in der Definition schützenswerter Bauten, da sich industrielle Anlagen doch stark vom konventionellen Denkmalcharakter unterscheiden.
  • Ministerium für Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW (Hrsg.) (1995): Strukturwandel in der Emscherregion. Wie geht es weiter mit der IBA Emscher Park? Düsseldorf