3. Die Umsteuerung in den 1980er Jahren

Kleines flexibles Motorboot anstelle schwerfälligem Tanker
Quelle: Kollage Autorenteam
Nach der Erfahrung der Kohle- und Stahlkrisen sowie der Ölpreisschocks kam es Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre zu einer Abkehr von der "allumfassenden", finanziell untragbar gewordenen und angesichts des sich beschleunigenden Wandlungstempos zu schwerfälligen "Integrierten Entwicklungsplanung". An ihre Stelle trat eine Planungsphase, in der Vergangenheitsorientierung und Bewahrungstendenzen dominierten.

An die Stelle der "allumfassenden" Modernisierung trat eine Politik der Bestandspflege. Geprägt von kleinteiligen, oft nicht aufeinander abgestimmten Einzelmaßnahmen der Denkmalpflege, Objektsanierung, Stadterhaltung und Wohnumfeldverbesserung ließ sie einen Mangel an zielorientierten Konzepten erkennen, der dieser Phase den Ruf eines bloßen "Durchwurstelns" ("muddling through") einbrachte.

Aber weder die großräumige noch die kleinteilige Planung enthielt Lösungen für den zunehmenden Problemdruck des regionalspezifischen, aber immer deutlicher auch des gesamtgesellschaftlichen Umbaus auf dem Weg in eine "postindustrielle Gesellschaft". Als sachlogische Konsequenz aus dieser doppelten Erfahrung entfaltete sich seit etwa Ende 1986 ein neues Planungsdenken auf mittlerer Maßstabsebene, das der "regionalisierten Strukturpolitik". Neben der Einrichtung der "Regionalen Entwicklungskonferenzen" (s. Thema "Strukturpolitik für das Ruhrgebiet") brachte die Landesregierung die Internationale Bauausstellung, die IBA Emscher Park, auf den Weg.

Die IBA entwickelte ihre Strategie des "Perspektivischen Inkrementalismus" (Ganser 1993), die zwar die Durchführung kleiner Projekte beinhaltete, diese aber in einer Perspektive, einem übergeordneten Leitbild bündelte. Die IBA orientierte sich bei den Planungsprozessen vor allem an
  • bewusst offen formulierten Leitbildern auf dem Niveau gesellschaftlicher Grundwerte,
  • die in vielen Einzelprojekten in kleinen Schritten verfolgt werden ("Zieltreue"),
  • flexibler, "lernender" Durchführung,
  • außerhalb formalisierter Planungsverfahren,
  • Partizipation und Vernetzung mittels kooperativer (Netzwerk-)Strukturen,
  • "Public-Private-Partnership"-Projekten und
  • ökologisch ausgerichteten Projekten.
Das IBA-Projekt "Bochum Innenstadt-West" mag als Beispiel dienen, welche - trotz genereller Orientierung an vielen Bausteinen gegenwärtiger (nachhaltiger) Stadtentwicklung - Schwierigkeiten bei der tatsächlichen Umsetzung der Planung auftreten.