Verkehr und Logistik

Binnenschifffahrt
Kein anderer Verkehrsträger transportiert mit so wenig Energie so viele Güter wie die Binnenschifffahrt. Basierend auf den Notwendigkeiten der Montanindustrie und des Steinkohlenbergbaus im 19. und 20. Jahrhundert hat sich im Ruhrgebiet eines der dichtesten Kanal- und Hafensysteme Europas entwickelt, das nunmehr auch der modernen Logistik zugute kommt. Als Schnittstellen für die Binnenschifffahrt in der Region sind der größte (evtl. sogar weltgrößte) Binnenhafen Europas in Duisburg und der größte Kanalhafen Deutschlands in Dortmund zu nennen. Darüber hinaus verfügt die Region über weitere leistungsfähige Häfen, die den Zugang zu gleich vier Schifffahrtskanälen mit einer direkten Verbindung zur Nordsee ermöglichen: der Wesel-Datteln-Kanal, der Datteln-Hamm-Kanal, der Rhein-Herne-Kanal und der Dortmund-Ems-Kanal. Zudem sind auch Teile der Ruhr und des Rheins schiffbar.
Kanäle und Häfen im Ruhrgebiet
Quelle: Bundeswasserstraßen, BMVBW EW 24, Bonn, 2000, Blatt: W 166 b
Das Ruhrgebiet verfügt mit dem Rhein über eine sehr gute, wirtschaftlich tragfähige Verbindung zu den ARA-Häfen (Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen). Für die weitere Entwicklung der Binnenschifffahrt, vor allem aber für die stärkere Nutzung der Fluss-See-Schifffahrt, wäre die Vertiefung der Fahrrinne des Niederrheins von Duisburg bis zur deutsch-niederländischen Grenze um 30 cm umzusetzen. Die Maßnahme würde die Wettbewerbsfähigkeit der Schifffahrt wesentlich verbessern (vgl. IHK 2003, S. 6).

Mit dem Bedeutungsverlust werden die Kanäle - wie auch andere Gewässer - mehr und mehr zur Stärkung von Freizeit- und Wohnwert erschlossen. "Wasserwelten" im Ruhrgebiet haben Konjunktur. 250 km schiffbare Wasserwege und 25 Yachthäfen und Marinas bieten viele Anlegepunkte. In einigen Häfen werden bereits, wie in den Niederlanden, Yachten vermietet (vgl. Internet 9). Der Spitzname "Kumpelriviera" allerdings stammt noch aus der Blütezeit der Montanindustrie. Gemeint waren nicht nur die Kanäle, sondern auch die vielen Baggerseen, welche durch Abbau von Sand und Kies für die Kunststeinfabrikation entstanden (vgl. Internet 10) und später als Bademöglichkeit sehr beliebt waren.

Der Standort Wasser gewinnt auch in einer weiteren Hinsicht an Bedeutung: Ausgehend von den Hafenumnutzungen zu attraktiven Wohn- und Geschäftsstandorten in Küstenstädten (Waterfronts) gewinnt der Faktor Wasserlage auch im Ruhrgebiet an Bedeutung. Mehrere städtebauliche Projekte stehen im Zeichen dieser Neubewertung (vgl. Thema NN).
Entwicklung der Güterbeförderung und des Güterumschlags in der Binnenschifffahrt 1950 bis 2006 (neuere Daten s. Text)
Quelle: Statistisches Bundesamt 2007, S. 759
Die deutsche Binnenschifffahrt hat im Jahr 2007 249 Mio. Tonnen Güter befördert und damit mehr als jemals zuvor (vgl. Tabelle). Würden diese Güter nicht auf dem Wasserweg transportiert, wären hierfür 10 Mio. LKW-Fahrten oder 6,2 Mio. Güterwagen erforderlich (Statistisches Bundesamt 2008), und somit eine erhebliche Mehrbelastung des Schienen- und Straßenverkehrs die Folge.